Trockenfutter, Fertigfutter, Mischfutter
Warum ist handelsübliches Trockenfutter ungesund?
Allein diese Frage könnte ein ganzes Buch füllen, die folgende Auflistung beschränkt sich auf einige, wichtige Punkte.
Trockenfutter ist sehr energiereich. Auf Dauer führt der hohe Anteil an Kohlenhydraten (Stärke, Zucker) zu Verfettungen. Nicht immer ist diese Verfettung zu erkennen, sondern sie manifestiert sich manchmal "nur" als Organverfettungen, die jedoch auch entsprechende Spätfolgen haben können. Beipiele: Fett lässt dem Darm zu wenig Platz = Verdauungsbeschwerden, Blase vom Fettgewebe abgedrückt = Blasenprobleme
Da die Tiere durch das energiereiche Futter schnell satt sind und nicht wie bei einer naturnahen Ernährung mit verhältnismässig energiearmer Kost, täglich mehrere Stunden mit Kauen beschäftigt sind, nutzen sich die ständig nachwachsenden Zähne nicht richtig ab. Der zahnschädigende Effekt wird dadurch verstärkt, dass Fertigfutter häufig aus harten Brocken besteht, die die Zähne ganz anders belasten und beanspruchen als das wesentlich artgerechtere Wiesenfutter. Wer regelmässig Trockenfutter verabreicht, erhöht das Risiko von Zahnerkrankungen deutlich.
Auch ist die Verdauung von Kaninchen grössere Mengen Pflanzenkost ausgelegt. Sind die Kaninchen durch das energiereiche Futter zu schnell satt, fressen sie ein zu kleines Nahrungsvolumen, was Verdauungsbeschwerden begünstigen kann.
Kaninchen lassen sich beim Verdauen von Bakterien helfen. Diese Bakterienkulturen benötigen ein bestimmtes Milieu, in dem sie gut leben und arbeiten können. Durch Getreide wird der PH-Wert im Darm verändert, wodurch, vereinfacht gesagt, schlimmstenfalls die "guten" Bakterien verdrängt werden und die "schlechten" Überhand nehmen. Auch Darmparasiten wie zum Beispiel Kokzidien oder Hefen, die vor allem bei Jungtieren und kranken Kaninchen tödliche Folgen haben können, werden durch eine sehr stärkereiche Nahrung begünstigt. Darmentzündungen und weitere Darmschäden können die Folge sein.
Die meisten Alleinfutter enthalten viel Getreide. Eine Ernährung auf Basis von viel Getreide ist für Kaninchen jedoch zu stärke- und zu phosphorreich. Zum Ausgleich des zu hohen Phosphorgehalts werden nebst synthetischen Vitaminen auch Mineralien, Aromen sowie eine Menge weiter Chemikalien zugesetzt. Die Vitamine oft sogar in einer chemischen Form, die die Kaninchen in der Natur nicht mit der Nahrung aufnehmen (z.B. Vitamin D3). Das Ergebnis ist ein Kunstprodukt, das nichts mehr mit der artgemässen Nahrung zu tun hat.
Durch die chronische Überversorgung können viele Probleme, wie z.B. Mineralienablagerungen in Gefäßen und Organen. Hinzu kommt, dass Kaninchen, die viel Trockenfutter erhalten, meist unter Flüssigkeitsmangel leiden, was Nieren- und Blasenleiden begünstigt.
Und schliesslich sind die Rohstoffe für Tierfutter oft Reste aus Herstellprozessen, dies ist solange OK wie gewährleistet ist, dass geeignete und nicht die billigsten Zutaten verwendet werden und die Vorprodukte vor der Verarbeitung korrekt gelagert werden, dies ist leider nicht immer der Fall. .
Zum guten Glück sind Kaninchen in dieser Hinsicht recht robust, sehr vielen Kaninchen gelingt es, eine Trockenfutterfütterung ohne bleibende Schäden zu überstehen und sogar (scheinbar) gesund zu bleiben. Meist ist der Darm solcher Tiere jedoch geschädigt und besonders empfindlich, was sich daran zeigt, dass Frischfutter schlecht vertragen wird. Zum Leid vieler Kaninchen werden solche Frischfutterunverträglichkeiten nur selten aufs Trockenfutter geschoben, obwohl in der Regel nicht das Saftfutter, sondern das Trockenfutter Ursache der Verdauungsprobleme ist.
Wenn Sie noch Trockenfutter füttern und ihren Tieren etwas Gutes tun möchten, setzen Sie das Trockenfutter langsam ab. Dazu geben Sie jeden Tag ein bisschen weniger, bis gar nichts mehr im Napf landet. Es ist wichtig, dass das langsam gemacht wird, eben wegen besagten Bakterienkulturen, die sich nicht von einem zum anderen Tag umstellen können. Es hat sich bewährt, sich lange Zeit (z.B. einen ganzen Monat) für eine Futterumstellung zu nehmen. Angst vor Mangelerscheinungen braucht man nicht haben, frischer Wiese versorgt die Kaninchen mit allem, was sie brauchen und die Wiesennährstoffe sind erst noch ausgewogener als die im Fertigfutter.
Warum soll man keine Pellets füttern?
Pellets sind sehr trocken und binden Flüssigkeit
Pellets sind sehr trocken und binden in feuchter Umgebung grosse Mengen an Feuchtigkeit. Das führt zu einer Reihe von Problemen. Werden Pellets nur grob gekaut und geschluckt, kommen sie halbtrocken im Magen an und Binden einen Teil des Magensafts, wodurch der Magen in seiner Funktionsweise eingeschränkt werden kann.
Bevor sie richtig vollgesogen sind, kleben Pellets sich gerne an Schleimhäuten fest. An kleinen, feinen Pellets die in die Luftröhre gelangten und sich wegen der Klebrigkeit und Volumenvergrösserung nicht mehr herausschütteln liessen, sind sogar schon Kaninchen qualvoll erstickt!
Pellets enthalten viele Kleinstpartikel
Und auch die Konsistenz der Pellets ist heikel. Die Zutaten werden oft deutlich feiner vermahlen, als das Kaninchen das Futter mit seinen Zähnen zerkleinert. Die Pellets erscheinen zwar hart und kaubar, zerfallen jedoch im Verdauungstrackt von selbst in kleinste Teile. Da der Kaninchendarm über die Partikelgrösse steuert, welche Nahrungsbestandteile ausgeschieden und welche im Blinddarm weiter verwertet werden, können solche feinen Partikel den Darm aus dem Gleichgewicht bringen.
Pellets enthalten ungesunde und unkontrollierbare Inhaltsstoffe
Pellets enthalten in der Regel allerlei Abfallstoffen aus anderen Produktionen, wie z.B. Bäckereierzeugnisse und Kleie (Abfälle aus der Mehlproduktion), Trester (Rückstände aus der Saftproduktion), Melasse (Abfall aus der Zuckerproduktion), oft auch allerlei undefinierte Zutaten z.B. pflanzliche Nebenerzeugnisse. Als Bindemittel wird gerne der billige, aber für Kaninchen eher schlecht verträgliche Weizen verwendet. Dass Abfallstoffe weiterverwerten werden, ist nicht prinzipiell schlecht, nur leider sind die Gesetze in der Tierfutterproduktion vielerorts nicht so streng, man kann sich also nie ganz sicher sein, ob nicht dann und wann auch verdorbene Ware mitverarbeitet wird. Und wie man schon obiger Auflistung entnehmen kann, landen auch gänzlich ungeeignete Stoffe gerne in den Pellets.
Zudem ist es weder für den Halter noch für das Kaninchen zu erkennen, wenn versehentlich sogar gefährliche Stoffe in den Pellets landen. So haben sich schon Kaninchen an Steinchen in Pellets die Zähne beschädigt. Es ist auch durchaus denkbar, dass dann und wann mal eine verdorbene, tote Maus in die Futtermühle rutscht.
Auch werden die Pellets beim Pressen stark erhitzt. Dadurch alle Vitamine verloren. Daher werden die Vitamine danach wieder in synthetischer Form zu geführt und zwar extrem überdosiert. Viele Vitamine sind in Überdosis schädlich und hinterlassen bleibende Schäden, so steht z.B. das Vitamin D3 im Verdacht für Nierenverkalkungen mitverantwortlich zu sein. Gerne wird den Pellets bei der Gelegenheit auch Aroma beigegeben - damit die Tiere sie überhaupt fressen. Solche Zusatzstoffe müssen in Deutschland bei Tierfutter nicht deklariert werden. Manche Futterhersteller geben dem Futter sogar Medikamente bei, wie z.B. Mittel gegen Kokzidien.