Kaninchenkrankheiten
Operationen
Worauf soll man bei einer OP-Nachsorge achten?
Das Wichtigste ist, dass man vom Tierarzt immer nur komplett wache Tiere mitnimmt. Die Aufwachphase nach einer OP ist kritisch. Hier kann jederzeit der Kreislauf zusammenbrechen. Deshalb sollte das frisch operierte Tier in dieser Phase auf jeden Fall noch beim Tierarzt sein und überwacht werden. Erst, wenn es wieder aufrecht sitzt und "ansprechbar" ist, sollte man es mit nach Hause nehmen. Im Idealfall hat das Tier bereits gefressen, getrunken und Kot abgesetzt. Will ein Tierarzt ein noch nicht waches Tier mitgeben, sollte man sich mit Händen und Füßen weigern (und in Zukunft einen anderen Tierarzt aufsuchen).
Nach einer Operation (OP) muss man darauf achten, dass die Wunde nicht in Kontakt mit Streu, Heu oder Stroh kommt. Sonst drohen Entzündungen. Deshalb sollte ein Kaninchen nach einer OP zunächst einige Tage auf Handtüchern oder Küchenrolle gehalten werden. Wenn die Wunde nicht abgedeckt ist, sollte auch die Klokiste mit Handtüchern ausgestattet werden. Heu wird in der Zeit ausschließlich in einer Raufe angeboten, damit sich das Kaninchen auch dort nicht hineinlegen kann.
Nach Operationen kühlen Kaninchen leicht aus. Deshalb stellt man ihnen idealerweise eine Wärmequelle zur Verfügung, der sie aber auch problemlos jederzeit ausweichen können, wenn es zu warm wird. Eine Wärmflasche eingewickelt in ein Handtuch ist eine recht simple Variante. Ebenfalls geeignet sind Rotlichtlampen oder spezielle Wärmekissen für Tiere ("Snuggle Safe"). Tiere, die in Winter-Außenhaltung leben, behält man mindestens die ersten Stunden oder die erste Nacht drinnen.
Die Kaninchen sollten nach einer OP zügig wieder das Fressen beginnen. Besonders beliebt sind bei den kleinen Patienten Blättriges wie zum Beispiel Möhrenkraut, frische Wild- oder Küchenkräuter und Gräser. Dill wirkt appetitanregend und wird von nahezu jedem Kaninchen mit Freude genommen. Ansonsten gilt: Nach einer OP ist nahezu alles erlaubt, was schmeckt und gefressen wird. In den ersten Stunden daheim darf also ruhig mit Leckerlis wie Obst großzügig umgegangen werden, Hauptsache das Kaninchen frisst. Manchmal wird geriebenes Futter besser angenommen.
Hat das Kaninchen rund 8-10 Stunden nach der OP das Fressen noch nicht wieder aufgenommen, sollte man eine Zwangsernährung durchführen. Dazu wird mit einer Spritze, deren Öffnung etwas ausgeweitet wurde, durch den Spalt hinter den Schneidezähnen in kleinen Portionen ein geeigneter Brei ins Kaninchenmäulchen gegeben.
Link: wie führt man eine Zwangsfütterung durch?
Wer sich nicht um das Herstellen eines Zwangfütterungsbreis kümmern kann oder will, kann sich vom Tierarzt Critical Care oder eine ähnliche Pulvernahrung mitgeben lassen, welche mit etwas Wasser oder Fencheltee angerührt wird. Den Vorteil der schnellen Zubereitung und die kontrollierte Zusammensetzung, die sich in der Anwendung mit vielen Kaninchen als ausreichend erwiesen hat, erkauft man sich jedoch mit dem Nachteil, dass dem Kaninchen mit der Anwendung eines solchen Fertigbreis eine zusätzliche Belastung durch die Futterumstellung zugemutet wird. Ist so ein Päppelbrei nicht zur Hand, kann man zur Überbrückung einer einzelnen Mahlzeit auch Karotten- oder Pastinaken-Babygläschen (ohne Milch, Eier, Honig oder gar Fleisch natürlich) verwenden, dies sollte jedoch keine Dauerlösung sein, da Babybreis in ihrer Zusammensetzung natürlich nicht auf Kaninchen abgestimmt sind.
Das Fressen wird übrigens oft auf Grund von Schmerzen eingestellt. Am Tag der OP bekommt das Kaninchen oft direkt vom Tierarzt ein Schmerzmittel verabreicht. Lässt die Wirkung des Mittels nach, kommen natürlich auch die Schmerzen wieder. Bei schwereren OPs sollte man sich also ein Schmerzmittel für zu Hause mitgeben lassen, um entsprechend nachzulegen. Auch in Bezug auf Antibiotika oder andere Medikamente sollte man mit dem Tierarzt nach der OP besprechen, was in welcher Form notwendig ist und daran denken, diese Medikamente auch mitzunehmen. Sich zu notieren, was wie oft in welcher Menge verabreicht wird, ist dabei unabdingbar.
Je nach OP und Sitz der Naht sollte man auch Mittel bereithalten, die das Tier davon abhalten, an die Wunde zu gehen. Sowohl die Keime im Speichel in der Wunde als auch vom Tier selbst gezogene Fäden können schlimme Folgen haben. Beim Tierarzt kann man direkt einen Halskragen mitnehmen. Allerdings besteht bei so einem Kragen immer die Gefahr des Hängenbleibens, gerade in Eingängen von Häuschen und Ähnlichem. Als Alternative bewährt haben sich selbstgeschneiderte Bodies aus Socken oder T-Shirt-Ärmeln.
In den folgenden Tagen sollte man mindestens einmal täglich die Wunde kontrollieren. Diese sollte trocken und nicht übermäßig gerötet sein. Dass sie ein bisschen wärmer scheint ist als der Rest des Tiers ist normal, schließlich ist hier die Durchblutung aufgrund des Heilungsprozesses stärker. Richtig heiß sollte die Wunde jedoch nicht sein. Stellt man fest, dass sich etwas entzündet, nässt oder gar eitert, muss man unverzüglich wieder einen Tierarzt aufsuchen und das behandeln lassen.
www.kaninchen-info.de, August 2011
Autorenschaft: Arbeitsgruppe FAQ des Kaninchentreffs basierend auf einen Text von Vanny1984 von Juni 2009
Die Inhalte basieren auf jahrelanger Beratungstätigkeit gegenüber hilfesuchenden Kaninchenanfängern
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