Kaninchenkrankheiten
E. cuniculi - ein Erfahrungsbericht
Cleo mit EC an die Wärmeflache gekuschelt
Krankengehege
Innenansicht Krankengehege
Krankheit erfolgreich überstanden
Ein 1. April der etwas anderen Art...
Kurz vor 10 Uhr wurden die Hasis gefüttert. Cleo war die erste am Napf und fraß wie immer gierig ihre Möhrchen. Alle waren fit - wie immer - und ich verließ beruhigt das Haus. Gegen 16 Uhr kam ich wieder - früher als sonst, weil ich aus irgendeinem seltsamen Impuls heraus einen sonst nie verpassten Termin abgesagt habe - und öffnete als erste Amtshandlung die Gehegetüren, um den Monstern ein bisschen Bewegung zu verschaffen. Alle kamen, nur Cleo fehlte. Erst mal gerufen. Gewartet... Dann gesucht... Ich fand sie, die Maus lag in der Schutzhütte. "Na du Schlafmütze, los, raus mit dir!" Tja, "raus" ging nicht. Sie hat versucht aufzustehen, fiel aber sofort wieder um, rollte mit den Augen, krampfte. Super... Zum Glück hatte ich schon viel über E.C. gelesen. Also schnell Cleo geschnappt, meiner Mutter zugerufen, sie soll das Auto klar machen, die anderen schnell wieder reingescheucht und ab zum Tierarzt. Verdammt, warum ausgerechnet Cleo, die kleinste und zierlichste von allen.
Bangend im Wartezimmer gesessen... Dann, endlich, wurden wir aufgerufen. Ohren waren OK, auf eine Blutuntersuchung haben wir verzichtet. Es gab sofort Panacur, Vitamin B und Tetracycline. Ich habe Critical Care mitgenommen. Am nächsten Tag noch keine Besserung. Hab dann noch mal beim TA angerufen. Diesmal war auch der "richtige" da. Ich berichtete, was seine Kollegin gemacht hatte und fragte nach Cortison und Infusionen. Er bejahte das, also fuhren wir wieder hin. Cleo bekam Infusionen und Dexamethason, ich nahm noch Bene Bac mit. Der Tierarzt machte uns aber relativ wenig Hoffnung, denn Cleo konnte nicht mal mehr alleine fressen oder trinken, sich putzen, hoppeln oder auch normales Sitzen war schon ein Ding der Unmöglichkeit, ihre Augen flackerten immer noch hin und her und sie schien von ihrer Umwelt nicht mehr allzu viel mitzubekommen. Außerdem hatte sie schon etwas abgenommen, sie hatte Untertemperatur, ihr Kreislauf war also im Keller und wie es mit den Organen aussieht konnte keiner sagen. Dennoch verzichteten wir weiterhin auf eine Blutuntersuchung, um die kleine Maus nicht unnötig zu stressen und ihren kleinen Körper so wenig wie möglich zu belasten.
Zu Hause angekommen kam sie in ihr Krankenlager, ich hatte sie vom Rest der Truppe trennen müssen. Ich hatte mich krankschreiben lassen und schlief jede Nacht direkt neben ihr auf dem Boden (was ich die ganzen fünf Wochen lang tat, in denen sie im Haus war). Sie bekam alle paar Stunden Päppelbrei eingeflößt, den ich aus CC, verschiedenen Babybreis, Tees und selbstgekochten/pürierten Zutaten zusammengemixt hatte. Später kam noch Traubenzucker hinzu, da die Energiezufuhr sonst einfach nicht ausreichte, außerdem immer einige Tropfen Sab Simplex und etwas Bene Bac, zur Vorbeugung. Sie hat das Futter - unabhängig von der Zusammensetzung - sehr unterschiedlich angenommen. Mal völlig freiwillig, mal hat sie alles wieder raus laufen lassen, mal hat sie sich völlig verkrampft und mir mit ihrem Gezappel überhaupt keine Chance gelassen. Aber wir hatten uns irgendwann ganz gut geeinigt. Als sie wieder selbst fressen konnte gab es noch Hafer und Hirse, was sie über alles liebte und sie ein klein bisschen bei Kräften hielt. In ihrem Bettchen bekam sie eine mit heißem Wasser gefüllte Plastikflasche, an die sie sich rankuscheln konnte und mehrmals täglich gab es Rotlicht. Für alle außer mir und Cleo war das Zimmer tabu, meine Maus brauchte schließlich Ruhe.
Ich achtete sehr auf Hygiene, um dauernde Neuinfektionen und sonst was zu vermeiden und auch immer gleich bemerken zu können, wenn etwas mit der Verdauung nicht OK war. Ich fegte mehrmals täglich grob das Gehege aus und wechselte 1-2mal am Tag die Tücher (immer alles so stressfrei wie möglich). Keine Ahnung, ob auch das ein Schlüssel zum Erfolg war.
Ihre Augen entzündeten sich, denn durch die Schiefhaltung des Kopfes scheuerte ein Auge immer auf dem Boden oder lag auf der heißen Flasche... Wir ließen das unbehandelt, da sie schon mehr als genug Medikamente bekam.
Nach etwa drei Tagen gab es erste Besserungen. Der Nystagmus ("Augenzuckungen") war im Ruhezustand nahezu verschwunden und sie reagierte wieder ein bisschen auf ihre Umwelt und konnte sich wieder entspannen. Doch die Fortschritte kamen langsam und es gab immer wieder auch Rückschläge, es dauerte Wochen, bis Cleo wieder alleine ihr Futter anrührte und ihr Gewicht nicht mehr weiter sank. Sie hat während der Krankheit trotz sehr energiereicher Fütterung fast ein zehntel ihres ohnehin schon geringen Körpergewichtes verloren. Mehrere Tierärzte rieten mir unabhängig voneinander zur Euthanasie. Jeder, der Cleo in diesem hilflosen und wirklich erbärmlichen Zustand mit ihrem über 90° verdrehten Köpfchen und den entzündeten Äuglein sah, bezeichnete mich entweder als Tierquäler oder verstand nicht, wie ich für ein solches Tier noch Geld und Zeit in etwas anderes als die letzte Spritze investieren könnte - und dann auch noch so viel davon. Es wurde uns beiden wirklich schwer gemacht zu kämpfen und ich habe sehr viel um meine Kleine geweint. Ich wusste, dass sie sich zwischenzeitlich aufgegeben hatte und nicht mehr leben wollte, sie zeigte mir deutlich, dass sie nicht mehr wollte und konnte, und es fiel mir unglaublich schwer, sie zum Leben zu zwingen. Dankbar war sie mir dafür nicht. Aber sie war jung und sonst gesund, und sie sollte noch nicht sterben. Ich habe wirklich Stunden, Tage und Nächte mit dem Hin und Her zwischen Leben und Tod verbracht und mir manchmal schon fast gewünscht, sie würde mir die Entscheidung abnehmen und sterben... Ich hätte mir wirklich ewige Vorwürfe gemacht, wenn diese ganze Quälerei umsonst gewesen wäre, aber das war sie nicht!
Etwa 4-5 Wochen nach der Diagnose ging es Cleo besser. Sie war noch etwas dürr und torkelig, aber der Kopf wieder grade und hoppeln und putzen war auch kein Problem mehr. Sie rüttelte wieder am Gitter, wenn sie Hunger hatte, forderte Auslauf, weckte mich mitten in der Nacht, wenn sie irgendwas wollte und fraß endlich wieder alleine genug Futter, dass ich das Zwangsfüttern einstellen konnte.
Ich versuchte also eine Zusammenführung mit ihrem Partner. Erfreulicherweise war Cleo sofort wieder die Alte und machte ihrem Cäsar klar, dass sie immer noch Chef ist ;-). Das war zwar stressig und sehr anstrengend, aber ihr Partner gab ihr dann auch viel Kraft, um schnell wieder richtig fit zu werden.
Vitamin B, Panacur und Bene Bac gab es noch ein bisschen weiter, um ganz sicher zu gehen, aber nach etwa 6-7 Wochen wurde auch das problemlos abgesetzt. Mit Hirse und Haferflocken kam sie schnell wieder auf ihr altes Kampfgewicht von etwa 1,1kg und auch die Äuglein und ihr struppiges Fell erholte sich. Die anderen Gruppenmitglieder wurden übrigens nicht mitbehandelt, sie sind bis heute absolut symptomfrei und auch Cleo hatte keinen Rückfall.
Der einzige bleibende Schaden, den meine Maus davongetragen hat ist ein Zahnproblem. Da sie zwei Wochen nichts als Brei gefressen hat kam es zu einer (leider zu spät bemerkten) Zahnfehlstellung, die sich bis heute tapfer hält. Etwa alle 3-6 Monate müssen ihr nun die Zähnchen geschliffen werden.
Sonst geht es ihr blendend und kein Mensch würde ahnen, dass das Leben meiner süßen Maus mal an einem so seidenen Faden hing.
Es hat sich definitiv gelohnt zu kämpfen und kein einziger Cent, keine Sekunde und keine Träne war zu viel!!!
Cleo05
www.kaninchen-info.de, August 2011
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