Anatomie
Das Kaninchen-Gebiss
Gebiss eines Kaninchens
Das Gebiss des ausgewachsenen Kaninchens trägt im Oberkiefer zwei Schneidezähne (I maj), zwei Stiftzähne (I min), sechs vordere (P2, P3, P4) und sechs hintere Backenzähne (M1, M2, M3). Der Unterkiefer trägt zwei Schneidezähne (I maj), vier vordere (P3, P4) und sechs hintere Backenzähne (M1, M2, M3). Da Kaninchen keine Eckzähne haben, befindet sich zwischen Schneide- und Backenzähnen ein vergleichsweise großer Zwischenraum. Die Zähne wachsen lebenslang.
Durch die Aufnahme von kauintensiver Nahrung wie Gras, Wiesenkräuter und Heu werden die Zähne auf natürliche Art und Weise gekürzt. Im Falle von Zahnschmerzen, Entzündungen, Zahnfehlstellungen, mangelhafter Ernährung oder verringerter Nahrungsaufnahme, beispielsweise aufgrund von Erkrankungen, kann es geschehen, dass die Zähne zu lang werden oder sich Zahnspitzen bilden.
Sind beispielsweise die Schneidezähne zu lang, kann das Kaninchen nicht richtig abbeißen. Möhren, Pastinaken und anderes großstückiges, hartes Gemüse bleiben dann oft bei der Fütterung liegen. Zahnspitzen dagegen können sowohl der Zunge als auch den Backen des Kaninchens kleine, aber schmerzhafte Verletzungen zufügen.
Bei Kaninchen mit Zahnproblemen ist es äusserst wichtig, dass der Tierarzt Röntgenbilder des Gebisses erstellt und gründlich nach der Ursache der Zahnerkrankung gesucht wird. Ohne Röntgenbilder sind viele Zahnerkrankungen kaum zu erkennen. Denn nicht selten sind schmerzhafte entzündliche Prozesse im Wurzelbereich der Zähne die Ursache dafür, dass das Kaninchen die betroffenen Zähne schont und sich das Gebiss dadurch falsch einschleift. Zahnspitzen, zu lange Zähne oder oder sogar Abszesse entstehen im Allgemeinen nicht grundlos, sondern haben meistens eine Ursache, die gefunden und behandelt werden sollte.
Folglich ist das weit verbreitete Zähne Abschleifen von Zähnen ohne gründliche (Röntgen-)Untersuchung keine angemessene Behandlung. Solange die Ursache bestehen bleibt und das Kaninchen an Zahnschmerzen leidet, wird das Abschleifen auch nicht lange helfen. Es lohnt sich nach dem Entdecken einer Zahnerkrankung in eine gründliche Diagnostik zu investieren, so dass dem Kaninchen anschliessend zielgerichtet geholfen werden kann.
Abzuraten ist von einem Abknipsen der Zähne. Beim Knipsen können die Zähne leicht brechen oder Risse bekommen. Ebenfalls abzuraten ist davon, Backenzahnbehandlungen ohne Narkose durchzuführen. Nicht wenige Tiere reagieren auf den Maulspreizer im Maul mit Abwehrreaktionen, was zu erheblichen Verletzungen führen kann, zudem kann der Tierarzt beim narkotisierten Tier die Zähne besser erreichen und damit auch gründlicher arbeiten.
www.kaninchen-info.de, August 2011
Autorenschaft: Arbeitsgruppe FAQ des Kaninchentreffs basierend auf einem Text von Peppy
Bild: Getorix
Quellen:
- S. Silverman, L.A. Tell (2007): Röntgenanatomie der Kaninchen, Frettchen und Nager. Urban und Fischer Verlag, München
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