Anatomie
Augen - Sehsinn des Kaninchens
Rundumblick
Vereinfachte Darstellung des Gesichtsfelds eines Wildkaninchens (in Wirklichkeit verdecken Ohren und Gesicht weitere Bereiche, die hier der Übersichtlichkeit halber nicht eingezeichnet wurden)
Kaninchenaugen befinden sich seitlich am Kopf, treten etwas aus der Augenhöhle hervor und verhelfen dem Kaninchen dadurch zu einem weiten Blickfeld. Die Position der Augen führt jedoch auch dazu, dass der Bereich, den Kaninchen mit beiden Augen und damit vermutlich räumlich wahrnehmen, auf einen schmalen Bereich von etwa 10 - 30 Grad beschränkt ist.
Wildkaninchens sind Meister des Rundumblicks und besitzen ein Gesichtsfeld von 360 Grad, denn ihre Augen stehen besonders stark aus der Augenhöhle hervor und sind nicht so sehr von dichtem Fell umgeben, wie es selbst bei Hauskaninchen mit normal langem Fell der Fall ist. Das Blickfeld der Wildkaninchen eignet sich auch gut um den Luftraum zu überwachen und fliegende Beutegreifer rechtzeitig wahrzunehmen. Bei manchen Hauskaninchenzüchtungen kann das Sehfeld wesentlich kleiner sein, wenn es zusätzlich z.B. durch Hängeohren, die eigene Gesichtsform oder lange Haare eingeschränkt ist.
Objekte, die direkt vor der Schnauze liegen, können weder von Haus-, noch von Wildkaninchen gesehen werden. Sie werden mit der feinen Nase erschnüffelt und mit den Tasthaaren gefühlt.
Farbsehen
Das zweite Bild zeigt nicht, wie Kaninchen die Welt sehen, sondern soll veranschaulichen,
wie es aussieht, wenn man die Welt nur mit zwei Grundfarben wahrnimmt.
Wie die meisten Säugetiere, besitzen auch Kaninchen nur zwei Typen von Farbsehzellen (Zapfen) in der Netzhaut der Augen. Der S-Zapfen ist beim Kaninchen besonders empfindlich auf violett-blaues Licht (Wellenlängen um 425 nm) und die M-Zapfen nehmen grünes Licht (Wellenlänge um 520 nm) besonders gut wahr. Anders als beim Menschen gibt es keinen zusätzlichen Zapfentyp für rotes Licht.
Sehen im Dunkeln und im Hellen
Kaninchenpupillen bewegen sich nur wenig und bleiben auch bei hellem Licht vergleichsweise groß, was vermutlich dazu führt, dass Kaninchen bei grellem Licht geblendet sind und eher schlecht sehen.
Die verhältnismäßig großen Augen und die große Anzahl besonders lichtempfindlicher Sehzellen (Stäbchen) in der Netzhaut deuten darauf hin, dass Kaninchen auch bei Dämmerlicht und im Halbdunkeln sehen können, was auch durch die Beobachtungen vieler Kaninchenhalter gestützt wird.
Sehschärfe
Wie scharf Kaninchen ihre Umgebung wahrnehmen, lässt sich schlecht erforschen. Messungen am Augapfel zeigen jedoch, dass gesunde Kaninchen eine gewisse "Hornhautverkrümmung" (Astigmatismus) aufweisen, die etwa 0.5 - 1 Dioptrie ausmacht. Zudem sind die Augen auf Fernsicht spezialisiert und können sich nur beschränkt auf nahe Objekte einstellen. Eine gestochen scharfe Sicht scheint daher unwahrscheinlich.
Bewegte Objekte werden von normalsichtigen Kaninchen problemlos wahrgenommen.
Nickhaut
Wie viele Tiere besitzen auch Kaninchen ein drittes Augenlid, das Nickhaut genannt wird und sich nasenseitig am Auge befindet. Sie zieht sich beispielsweise über das Auge, wenn dieses einem Luftstrahl ausgesetzt wird. Die Nickhaut reicht jedoch nicht über das ganze Auge, sondern höchstens bis zur Hälfte.
www.kaninchen-info.de, Januar 2012
Autorenschaft: Arbeitsgruppe FAQ des Kaninchentreffs basierend auf einem Text von Peppy und Getorix
Quellen und weiterführende Literatur
- Eigene Beobachtungen an Kaninchen und Austausch mit anderen Kaninchenhalter (Sehen im Halbdunkeln, Wahrnehmung bewegter Objekte)
- HUGHES, A. (1971): A Schematic Eye For The Rabbit, in Vision Res. Vol. 12, pp. 123-138. Pergamon Press 1972
- Leicht, W. (1979): Tiere der offenen Kulturlandschaft, Heidelberg, Quelle und Meyer; Teil 1, Feldhase, Wildkaninchen; Ethologie einheimischer Säugetiere, 1
- B. Juliusson, A. Bergström, P. Röhlich, B. Ehinger, T. van Veen, A. Szél (1994): Complementary cone fields of the rabbit retina, in Investigative Ophthalmology 8c Visual Science, March 1994, Vol. 35, No. 3
http://www.iovs.org/content/35/3/811.full.pdf (26.01.2012)
- Gormezano, I. N. Schneiderman, E. Deaux, and I. Fuentes (1962) Nictitating Membrane: Classical Conditioning and Extinction in the Albino Rabbit Science 138:33 - 34
http://www.psychology.uiowa.edu/Faculty/Freeman/Gormezano_62.pdf
- Nover, A. (1955): Untersuchungen über die Funktion der Tränendrüse beim Kaninchen, in Graefe's Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology , Volume 156, Number 2
- Walde, I. (2008): Augenheilkunde: Lehrbuch und Atlas Hund, Katze, Kaninchen und Meerschweinchen, 3. Auflage, Stuttgart
- von Engelhardt, W. (2009): Physiologie der Haustiere, Stuttgart
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